Bent und Kara
Willkommen in der Welt meiner Heldinnen
Ich hätte nie geahnt, dass die Erzählungen über meine Heldinnen so viel Resonanz erfahren würden! Danke euch allen da draußen – euer Interesse soll nicht unbelohnt bleiben. Und weil der Zuspruch so groß ist, bekommt diese Rubrik nun einen festen Platz im Blog.
Nachdem ich zuletzt voller Begeisterung über Iaret und Tachut plauderte, steht nun Bent im Zentrum – die Hauptfigur meiner SACHMET-Reihe. Um sie kreisen die Geschichten, durch ihre Augen erleben meine Leserinnen und Leser das alte Ägypten zur Zeit von Pharao Amenhotep III. – intensiv, subjektiv und zutiefst emotional.
Ich erzähle alle meine Romane aus der personalen Erzählperspektive. Die Handlung entfaltet sich durch die Sicht der Reflektorfigur, was eine besonders enge Verbindung zwischen Leser und Figur ermöglicht. Gedanken, Gefühle, Beweggründe – all das wird spürbar, nachvollziehbar, beinahe intim.
Diese Erzählweise erlaubt es, die Welt nicht objektiv, sondern durch die Augen der Figur zu erfahren. Sie macht die Geschichte persönlicher, spannender und realistischer – denn der Leser weiß nur, was die Figur weiß. So entstehen Geheimnisse, Überraschungen und eine emotionale Tiefe, die weit über historische Fakten hinausgeht.
Das personale Erzählen ist für mich mehr als ein Stilmittel – es ist der Schlüssel zur emotionalen Identifikation mit meinen Protagonistinnen und ihrer Sicht auf eine Welt, die vor über 3500 Jahren lebendig war.
Bent – ihr kennt sie von den vielen Bildern auf dieser Webseite fast schon persönlich – ist keine Heldin. Keine strahlende Prinzessin, die mit erhobenem Schwert an vorderster Front kämpft. Sie führt keine Statisten in die Schlacht, schreitet nicht mutig voran – und erobert am Ende weder den Prinzen noch die Krone, geschweige denn die Hälfte des Königreichs.
Bent ist nicht besonders schön. Doch sie besitzt etwas weit Wertvolleres: eine natürliche Neugier, einen unstillbaren Wissensdurst, Bauernschläue und jede Menge gesunden Menschenverstand. Ihr Mutterwitz ist ebenso scharf wie ihr Gedächtnis – beinahe photographisch, vergisst es weder Gutes noch Böses. Und all das wohnt in einem Dickschädel, hart wie der eines Elefanten.
Das Leben im alten Ägypten forderte seinen Menschen viel ab – trotz aller Weisheit und Fortschrittlichkeit. Bent trägt große Verantwortung: Als Vorsteherin eines großen Hauses hängt das Wohl vieler hungriger Mäuler von ihrem Führungsstil ab. Oft prescht sie mit dem Mut der Verzweiflung voran, weil ihr keine andere Wahl bleibt. Und manchmal – das kennen wir alle – überkommt sie die Resignation.
Bent – eine literarische Frauenfigur im alten Ägypten
Bent, deren Name im Mitannischen schlicht „Tochter“ bedeutet, ist eine fiktive Romanfigur ohne historische Vorlage. Sie steht allein im Leben: Ihre ägyptische Mutter starb früh, den Vater aus Mitanni hat sie nie kennengelernt. Wie Kara ist sie keine reale Persönlichkeit, sondern eine literarische Projektionsfläche für das Leben einer Frau – mit all seinen Sehnsüchten, Träumen, Krisen und inneren Kämpfen.
Bent verkörpert das emotionale Spektrum weiblicher Erfahrung im alten Ägypten: von sexuellem Verlangen über tiefe Verletzlichkeit bis hin zu unerschütterlichem Widerstand gegen das Schicksal. Ihr Charakter ist eigenwillig, schillernd und oft widersprüchlich – und gerade deshalb berührend.
Als mythische Heldin ohne Krone und Schwert steht Bent für das authentische Frauenbild jenseits gängiger Klischees. Ihre Kratzbürstigkeit, ihr Aufbegehren und ihre innere Stärke machen sie zur Identifikationsfigur für Leserinnen und Leser, die in historischen Romanen nicht nur Fakten, sondern auch Gefühl und Tiefe suchen.
Was bedeuten die blutigen Zeichen auf Bents Brust?
Wer sich nicht von den „Nebensächlichkeiten“ ablenken lässt – dem Feuer, den leuchtenden Augen, den blutigen Tränen – und stattdessen fragt, was die Zeichen auf Bents Brust bedeuten: Das ist der Name der Göttin Sachmet.
In einem Moment tiefster Verzweiflung, wie er in DER SCHWUR beschrieben wird, fleht Bent die mächtige ägyptische Göttin um Hilfe an. Als Preis für ihre Unterstützung verspricht sie, nie wieder zu lieben. Um dieses düstere Bündnis zu besiegeln, ritzt sie sich Sachmets Namen – DIE MÄCHTIGE – schmerzhaft in die Haut.
Dieses Tattoo ist mehr als Symbol: Es kann in außergewöhnlichen Situationen bluten. Und Sachmet selbst … nein, ich verrate nichts!
Alles, was ihr hier auf meiner Webseite, im Blog oder auf den Bildern seht, sind Momentaufnahmen. Sie geben Einblicke, aber keine Antworten. Genau wie die Klappentexte verraten sie nichts – aber auch wirklich gar nichts – über die Handlung der einzelnen Geschichten.
Das war die gruselige Abteilung, jetzt schnell was Liebenswertes:
Kara – die Seele der Sonne im Roman Blutmond
Nach der düsteren Sachmet-Szene wird es jetzt hell: Kara betritt die Bühne. Ihr Name klingt wie Licht – und genauso wirkt sie. In Blutmond erscheint sie erstmals in ihrer Hauptrolle und bildet das strahlende Gegenstück zu Bent.
Kara verkörpert all das, was an Bent gut und liebenswert sein könnte – wäre Bent nicht so vom Schicksal gezeichnet. Ihre kindliche Naivität bringt Bent regelmäßig zur Weißglut, und doch ist Kara ihre Stellvertreterin, ihre Vertraute … und irgendwann sogar ihre beste Freundin. Wobei Bent das natürlich niemals laut zugeben würde.
Die beiden sind wie Feuer und Wasser, Hitze und Kälte, Gut und Böse. Sie sind Tag und Nacht – und vor allem: gewaltig streitlustig. Ihre emotionale Frauenfreundschaft ist keine glatte Harmonie, sondern eine mythische Dualität, die das Herz der Geschichte bildet.
Kara – Lichtgestalt und Hebamme im alten Ägypten
Kara ist das helle Gegenstück zu Bent – eine Figur voller Wärme, Güte und kindlicher Unschuld. Sie lebt in ihrer eigenen, heilen Welt, geprägt von einer unerschütterlichen Zuversicht. Ihre Vorliebe für Süßes zeigt sich nicht nur in ihrer rundlichen Gestalt, sondern auch in der liebevollen Art, mit der sie ihre Umgebung gestaltet: Ihr Wohnraum ist erfüllt von kleinen, verspielten Dingen, die das Herz erfreuen – zarte Figuren, bunte Tücher, duftende Kräuter.
Kara ist entzückend. Kara ist lieb. Und Kara ist eine hervorragende Hebamme – mit geschickten Händen, einem wachen Blick und einem Herzen, das für andere schlägt.
Doch wer sie nur für harmlos hält, irrt gewaltig. Wenn Gefahr droht, vor allem ihrer besten Freundin Bent, zeigt Kara eine andere Seite: entschlossen, mutig, und auf ihre stille Art gefährlich.
Gemeinsam führen die beiden Frauen den Isis-Tempel in Uaset – dem heutigen Luxor. In meinen Romanen sind sie die Nachfolgerinnen von Iaret und Tachut, und ihre Verbindung ist mehr als Freundschaft: Sie ist mythische Dualität, Tag und Nacht, Licht und Schatten – und das pulsierende Herz einer Geschichte, die 3500 Jahre zurückreicht.
Aus SACHMET DER KUSS DES TODES
Bent und Kara sind in dieser Geschichte mit der Barke des Isis-Tempels auf dem Weg in den Norden und Kara hält eine für sie ungewöhnlich lange Rede, in welcher ich in diesen aufwühlenden Zeiten meine eigene politische Meinung klar zum Ausdruck bringe:
… Kara schwieg, stand auf, zog den Vorhang beiseite, winkte fröhlich – „Ju-hu!“ – einem lustig hopsenden kleinen nackten Jungen am Ufer. Bent verdrehte die Augen, stöhnte herzhaft. Schließlich sagte Kara:
„Ich will nicht sehen, was du und Tachut da im Allerheiligsten anstellen. Wenn du sagst, es ist ein Wunder, dann glaube ich dir. Ich wollte nicht wahrhaben, daß Iaret in einem funkelnden Nebel für immer verschwand. Und ich nahm es als gegeben und als Gesetz hin, daß du von dem Augenblick an Herrin des Hauses warst. Des Hauses, welches ich liebe und gleich welche Wunder sich darin abspielen: ich glaube sie. Ich bin eine einfache Frau, Bent, liebe meine Freiheit, kann tun und lassen, was ich will, wo und wie ich will. Ich will denken können, was ich will, anbeten, wen ich will, glauben, was ich will, hin und hergehen, wie ich will, sagen können, was ich will. Ich lasse mir außerhalb unserer Mauern nicht das Blaue vom Himmel herunterlügen und vorbeten, erst recht braucht man mir keine braune Scheiße ums Maul schmieren, damit ich still bleibe! Unser Tempel ist meine geliebte Heimat, mein sicheres Zuhause. Ich kenne kaum etwas anderes. Aber eins weiß ich gewiß: ich liebe Uaset wie du, Bent, ich liebe Kemet wie du! Ich verteidige meine geliebte Freiheit! Notfalls mit Zähnen und Klauen! Und ich bete Nacht für Nacht zu allen gütigen Göttern, daß dein Traum im Allerheiligsten wahr sein möge!“
Bent starrte die Gefährtin eine Weile lang an. Dieses kleine, moppelige, harmlose, freundliche Dingelchen mit dem lieben Gesicht.
Tju! Kara stand wie in all den langen Jahren neben, nein, hinter ihr, stärkte ihr das Rückgrat. Wie eine Klinge! Eine scharfe Klinge!
„Ich habe ganz vergessen, Kara, wie scharf dein Schwert sein kann!“ …
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Kommentare
Bent und Kara sind meine Lieblingspersonen in deiner wunderbaren Sachmet Buchreihe!!!
Sie sind nun mal die Heldinnen!!! :-) Und Bent ist sowieso meine absolute Favoritin! Ganz liebes Grüßli!!!