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SACHMET DER SCHWUR

BAND 1

4. Auflage Frühjahr 2022
ISBN: 9783752848717
Print: 208 Seiten, 14,99 €
Als E-Book: 5,99 €

Klappentext SACHMET DER SCHWUR

 

1999 AD:

Luxor, Ägypten

Anna Berger, eine junge, selbstbewußte Archäologin, machen der Fund einer eigenartigen Statue, die Begegnung mit einem unheimlichen Bettler und rätselhafte Alpträume zu schaffen. Sie wird diese aufregende Grabungssaison im Jahr der Sonnenfinsternis niemals vergessen können.

 

1399 v. Chr.:

Uaset, Kemet

In Uaset, der aufstrebenden Stadt, die Pharao Amenhotep als neuen Regierungssitz auserkoren hat, schafft es Bent, ein einfaches Mädchen, Tochter einer armseligen Hure, sich eine sichere Zukunft aufzubauen. Ihr Streben, einen richtigen Namen zu erhalten, damit die Götter sie im Jenseits einst finden, führt sie in das vornehme Haus des Men. Doch hinter diesen Mauern wohnt das Grauen, denn dort begegnet ihr Amenophis Hapu. Diese schicksalhafte Begegnung verändert ihr Leben für immer! Tapfer wagt sie dennoch einen Neuanfang, findet im Tempel der Bastet die Liebe ihres Lebens. Auf ein zukünftiges Glück hoffend, wird sie bitter enttäuscht und schwört im Zorn der grausamen und tückischen Sachmet, der mächtigsten und gewaltigsten Göttin Ägyptens einen blutigen Schwur. Ein zweites Mal begegnet Bent Amenophis Hapu, aber selbst Die Mächtige kann sie nicht vor ihm beschützen! Verletzt, gedemütigt, krank an Leib und Seele bringt man sie in den Tempel der Isis, doch dort sollen Zauberinnen wohnen …
Bald kämpfen die mächtigsten Göttinnen Kemets um das Schicksal des Mädchens und um die Zukunft des Schwarzen Landes.

 

 

Textschnipsel

… Sie leckte sich die Brandblasen an den Fingern, blies darauf, rieb sich den schmerzenden Bauch, die brennende Schulter und hielt verbissen die Tränen zurück. Die Tante war längst im Innern der Bruchbude verschwunden. Wütend warf Bent den Stiel nach ihr.

„Meine Mut hat mich nie geschlagen! Meine Mut war lieb mit mir! Du bist ein Ungeheuer!“

„Ich komm dir gleich raus, du Rotzgöre!“

Vielleicht war es besser zu gehen. Fort von diesem Haus mit der keifenden Tante, dem schweigsamen, verbitterten, versoffenen Onkel, den unausstehlichen Kindern. Morgen oder sogar schon heute Nacht würde es noch ein Kind mehr sein. Fünf dieser Bälger. Noch ein Schreihals, um den Bent sich kümmern mußte. Noch mehr Arbeit, noch mehr Müdigkeit, noch mehr Schläge, noch mehr Hunger! Sollte sie wirklich gehen?

„Vermissen würde ich dich bestimmt nicht!“, giftete Bent voller Trotz, betrachtete mißmutig das Elend, in dem sie da hauste, den verlotterten Innenhof mit dem kaputten Ofen, rümpfte die Nase über den Unrat, der sich bis zur obersten Kante der Umfassungsmauer des kleinen Hauses türmte, streckte den nackigen Stiefgeschwistern, die in einer Ecke standen, die Zunge raus. Noch nie hatte Bent schmutzigere und klebrigere Kinder gesehen. …

 

 

Textschnipsel

… „Verflixte Weiber!“, fluchte Bek ihr hinterher, kam ihr nachgelaufen, legte den Arm um ihre Schultern, doch sie klatschte ihm eine.

„Es tut mir leid!“ Er rieb sich schuldbewußt die Backe. „Willst du meine Entschuldigung nicht annehmen? Sei doch nicht so hart!“ Bent zwinkerte zornig ihre Tränen weg.

„Meine Güte, bist du schwierig! Unter Kameraden klopft man sich gegenseitig auf die Schultern und die Sache ist vergessen. Aber du! Du bist so anders! Eigensinnig! Dickköpfig! Wild! Ehrlich, entwaffnend! Und du bist nicht dumm. Es hat dir nur nie jemand etwas beigebracht! Sei wieder lieb! Bitte! Ich weiß auch genau wie das geht!“ Er nahm sie fest in seine Arme und drückte ihr einen zärtlichen, liebevollen Kuß auf die Lippen.

„Oh!“ flüsterte Bent als er sie nach einer süßen Weile wieder losließ, schlug sich die Hand vor den Mund, wischte seinen Kuß fort, „Oh!“, klatschte ihm noch eine Ohrfeige, huschte schneller als eine Gazelle durch den Kräutergarten in ihre Kammer. …

 

ein junger Mann und ein Mädchen in einem düsteren Korridor

Textschnipsel

… Der Korridor war viel zu schmal um sich vorbeizudrängen. „Dürfte ich bitte hier durch? Ich muß zurück und das Abendessen kochen. Wenn es nicht fertig ist, werde ich gerügt werden.“

„Kochen kannst du also auch?“, zischelte er sanft und liebevoll, griff nach der Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte und ließ sie durch die Finger gleiten. Bent wurde heiß und kalt gleichzeitig, genau wie damals, als er sie unter der Hecke ausgemacht hatte. Sie beherrschte sich, sonst würde er ihre Angst riechen.

„Deine Bedenken hinsichtlich des Essens sind mir aber vollkommen gleichgültig!“, säuselte er. Beim Klang seiner falschen Töne lief es Bent kalt über den Rücken. Höchste Zeit zu verschwinden, doch er ließ sie nicht durch, starrte sie unverwandt mit kalten Augen an. Sie kam sich vor wie ein Fisch in der Reuse. Flink versuchte sie unter seinen Armen durchzuschlüpfen doch er hielt sie schroff am Handgelenk fest, drehte ihr brutal den Arm auf den Rücken. Der Schmerz war nicht zum Aushalten. Vergebens versuchte sie ihn zu treten, aber jede Bewegung von ihr verstärkte den bösen Schmerz in der Schulter. Verbissen versuchte sie freizukommen. Vergeblich, er war um vieles stärker. …

 

Textschnipsel

… Hier lief etwas ganz und gar verkehrt! Ein Herr sollte zu ihr kommen, welcher die Heirat seines Sohnes feiern wollte. Aber doch nicht er! Nicht Men! Er hatte doch nur einen Sohn!

Und das war Bek!

Er hat mich vergessen! Konnte nicht einmal ein paar Monate auf mich warten! Also war unsere Liebe nichts als ein Trugbild! Von wegen Millionen Jahre! Von wegen ich trage dich auf Händen! Konntest nicht warten, Fatzke, was? Hast schnell ein vornehmes Mädchen geehelicht. Eine, die eine Familie vorweisen kann, eine von guter Herkunft, eine, deren Hände niemals in einer Küche das Gemüse putzen würden und eine, die nicht von deinem Vetter auf dem Scheißhaus durchgefickt wurde! 

Einige Herzschläge lang standen sie sich gegenüber. Men betrachtete sie erfreut, während Bent all das durch den Kopf schoß. Wut stieg in ihr hoch, heiß und glühend, daß sie glaubte, gleich springe ihr das zornige Herz aus dem Hals.

Sauhund! Na warte! Eines Tages werde ich dich wiedersehen! Und dann kannst du was erleben! Nur jetzt nicht! Jetzt muß ich mit deinem Vater vögeln! Der hält mich nämlich für eine Hure! …

 

Textschnipsel

… Parser war im Aufbruch und seine heißen Küsse brannten noch auf Bents Haut. Sie schloß die Augen, seufzte. Abermals bekam sie eine ausweichende Antwort. Das nächste Mal! Wann würde das sein?

„Ich kann noch zwei Monde zu dir kommen, dann muß ich weiterziehen. Wir werden uns bestimmt ein Jahr lang nicht wiedersehen!“

„Nein! Nein! Das darfst du nicht! Du mußt hier bleiben, mein Schatz. Ich liebe dich doch! Wenn du gehst, verlösche ich wie eine Kerze im Wind.“

 Parser griff zärtlich ihre Hände, küßte sie. 
 „Was für süße, entzückende Lügen! Du darfst nicht traurig sein, kleine Löwin! Lach für mich, freue dich. Habe ich nicht immer schön mit dir gefeiert? Denk an unsere schöne Zeit! Du hast mir immer Freude bereitet, so wie heute. Irgendwann werde ich wieder an deine Tür klopfen! Leben, Heil, Gesundheit, Süße!“

Anch Uda Seneb, Parser.“ …

 

Textschnipsel

… „Auf den Tisch kommt jetzt mein schwarzer Schleier! Schluß mit Blüten und possierlichen, niedlichen Katzen mit Körbchen im Arm! Schluß mit niedlich! Hierhin die beiden Weihrauchtöpfchen! Ja, das sieht gut aus, dahinter zwei meiner Lampen. So wird es gehen! Weg mit dem Kleid, noch einen Schluck, wo habe ich den Anch hingelegt?

Nackt durchstöberte sie ihr Schlafzimmer, fand den Spiegel und das Messer, trat zurück in den Wohnraum, trank einen weiteren Becher leer und wartete bis der Weihrauch fast verbrannt war, zündete abermals einige der harzigen Brocken an.

Und jetzt zu dir!

Sie holte die verhüllte Statue hinter dem Sessel hervor, stellte sie vorsichtig auf das schwarze Tuch auf dem Tisch, genau zwischen die beiden Lampen, zog an dem Tuch, fiel vor dem Tisch auf die Knie, streckte die Arme vor, die Handflächen nach oben:

„Höre mich an, mächtige Nebet Sedau! Du Göttin der Schmerzen! Bei meinem Blute, bei meiner Pein im Angesicht des Kommenden erflehe ich deine Hilfe. Ich schwöre bei der Göttin der Gerechtigkeit und der Wahrheit und der Weltordnung, Maat: …

 

Textschnipsel

... Nefertem sauste zwischen ihnen durch die Tür. „Mit meiner Armee werde ich kommen! Die Armee von Sobek vernichtet alle Bösen!“, juchzte er fröhlich, fuchtelte verwegen gefährlich mit seinem Holzschwert herum und zog sein klapperndes Holzkrokodil hinter sich her. Bent ging ihm nach, wollte ihn bei der Hand nehmen.

„Deine Armee kann bis morgen warten, jetzt geht der Held zu Bett!“ Sie verfing sich in der Schnur von dem Holzkrokodil, kam ins Stolpern, krallte sich schnell an dem Mann, der da stand. Der half ihr höflich auf die Füße, drückte sie fest an sich und rief lachend: „Das ist ja die reinste Glückseligkeit hier. Da fallen einem die Mädchen vom Himmel heraus einfach so in die Arme!“

Sie erstarrte. Parser war zu ihr gekommen! Er drückte sie fest an sich.

„Laß mich sofort los!“, zischte sie gefährlich.

„Bei dem mächtigen Min und seinem noch mächtigeren erhobenen Zepter: Nie mehr!“, strahlte er sie an. Bent klebte ihm eine, die sich gewaschen hatte.

„Bei der Herrin hast du kein leichtes Spiel!“, grölten ein paar Stammgäste. „Sie beißt und kratzt! Da nützt dein hübsches Gesicht nichts!“

„Ich will, daß du gehst, ! Du bist hier nicht erwünscht! Und du“, wandte sie sich giftig an den anderen, „kannst gleich mit ihm verschwinden! Genau wie alle andern, die in eurem Schlepptau hängen! Raus mit euch! Kurru!“ ...

 

Textschnipsel

... Sie wollte weiterstolpern, doch es gelang ihr nicht. Wieso war sie so müde? Schon wieder fiel sie zu Boden! Wo wollte sie noch hin? Ihr ganzes Denken schien aus wüsten Alpträumen und bestialischen Schmerzen zu bestehen. Der zerrissene, dreckige Lumpen, den sie trug, erinnerte sie an ein wertvolles Kleid. Der Gestank nach verbranntem Fleisch und Rauch an ein gewaltiges Feuer. Doch wo kam dieser brüllende Schmerz an den Händen, im Gesicht und den Füßen her? Brandwunden! Ja, genau! So tut es weh, wenn man Brote aus dem brennenden Ofen klaubt. Und das schreckliche Weh im Schritt? Alles voller Blut … Wie damals im Ipet Sut … Aber der Schmerz in meinem Herzen! Er ist am schlimmsten, als hätte es aufgehört zu tanzen! Ich habe etwas verloren! Etwas niedliches, warmes, liebes…

 

Textschnipsel

.. „Da hinten!“, hörte sie eines Tages. Sie hob den Kopf von ihrem Becher, aus dem sie seit Stunden gesoffen hatte. Der Wirt wies mit seinem speckigen Gedankenkasten in ihre Richtung. „Kannst ihr einen Lappen um den Kopf werfen, der Rest ist noch ganz passabel!“

Bitterböse Blicke folgten dem gepflegten Mann, der zu ihr in der düsteren Ecke an den Tisch trat, ihr mit einer Lampe ins Gesicht leuchtete.

„Bent? Oh, Bent, endlich!“ Er riß sie an den Armen hoch, schüttelte sie, suchte in ihren glasigen Augen Erkennen. Irgend etwas in dem Gesicht kam ihr bekannt vor.

„Verschwinde!“, giftete sie böse.

„Ich habe dich gesucht! Monatelang habe ich nach dir gesucht. Nachbarn sagten mir, daß sie dich nach dem Unglück weglaufen sahen. Bent! Komm zu dir!“ Er schüttelte sie schon wieder, klatsche ihr zarte Ohrfeigen. „Tochter der Löwin! Bentsachmet!“

Unglück? Ha, ha! Laß mich doch schlafen, du Irrer! Ich bin müde, Parser! Heute feiern wir kein Fest! Du hast den Leuten mal wieder die Köpfe abgehackt! Dann will ich dich nicht! Komm wieder, wenn du damit aufgehört hast! 

„Bentsachmet ist tot!“, krächzte sie. ...