... „Don't
you have Coke?“
„Verwöhnter Bengel! Ich sage dir, wenn du nicht bald redest, erklär‘ ich dir
den Kampf!“
Ahmed
umarmte sie liebevoll und hauchte ihr ins Ohr:
„Oh du
schönste Rosenblüte meines Gartens! Du, die beste aller meiner vielen
Mütter, sweeter
than Marzipan ist dein Lächeln, Mommy!
Glätte dein gesträubtes Gefieder, du prächtigster aller Paradiesvögel;
reiche mir dein delicious
Water, dein saures Kraut und
deine little Birds und ich werde dir alles erzählen!“
Drei
Wachteln und eine Flasche Cola später begann er endlich zu erzählen:
„Wie
du weißt, sind wir mit den Aufräumarbeiten im Ägyptischen Museum soweit
durch. What a Chaos! Welch ein Verlust
ancient
Treasures. Acht wertvolle Stücke sind
verschwunden. Sechs aus der Amarna-Zeit und zwei von Tut-Ankh-Amun. Aber ich
vermute, es sind viel mehr
Artifacts verschwunden! Manchmal packte
mich die reinste Wut. Den Hawass haben sie mittlerweile geschaßt. Aber
daraufhin kam einer als Supervisor, der alles besser weiß. So ein
Stubenhengst ist mir noch keiner untergekommen. Ich glaub, der
shits
sogar Radiergummis. Jedenfalls
kramt er in allen Schubladen, do
you
know. Und er
will the Basement
aufräumen!“
„Den
Keller? Oh weh!“, warf Anna lachend ein. Es lagerten dort bestimmt fast
vierzigtausend unsortierte und nicht katalogisierte Einzelteile.
„Yes,
you kennst the Basement. Dort steht
dein ‚Mädchen‘…“
„Sie ist
nicht ‚mein
Mädchen‘! Sie gehört der ganzen Welt!“
„Egal!
You found
them, sie wird immer dein bleiben.
Sie sollte ja ab January
auf große Tournee gehen, deshalb
hat man sie vorab schon mal in den
Basement
gebracht, bis die
Boxes
fertig gebaut sind und so. Allah
sei Dank, daß sie da unten stand, denn auf ihrem ursprünglichen Platz wäre
sie der Revolution zum Opfer gefallen. Sie stand ja vorne, als toller
Eyecatcher, fast im
Foyer. Nun denn, ich muß oft in den
Basement
neuerdings wegen dem Aufräumen.
Ich laufe an ihr vorbei, rede ein wenig mit ihr, sie guckt ja auch nice.
Aber… Anna, what i'm
telling you now, wirst du nicht glauben wollen…“
„Ist sie
kaputt?“
„No! Wir
haben sie nach Al Uqsur zurückgeholt und ins Luxor-Museum gebracht. Sie…“,
er druckste herum, zog die langen Beine in den Jeans unter sich, kuschelte
sich in die Ecke der Couch.
„Nun
mach’s doch nicht so spannend, Mensch!“ Anna warf eins der Fellkissen nach
ihm.
„Sie
kleckert!“
„Was?“
„Kleckert!
Der Stein gibt was ab.“
„Was
ab?“ Anna roch an Ahmeds Glas.
Cola, einwandfrei.
„Irgendwas fällt da aus. Keine Ahnung.
I'm not a
Geologist. Ein Mineral, ein Salz, wer
weiß? Wir ließen das Zeugs untersuchen. Aber bei uns ticken die Uhren anders
als sonstwo. Unsere Laboranten kamen zu der Überzeugung, es sei
Blood, Mom.“
„Sie ist
aus Gips!“ Anna traute ihren Ohren nicht. Ahmed flunkerte zwar gern was das
Zeug hielt, aber er würde mit einer solch wichtigen Sache keine Scherze
treiben. „Und Leinwand, Holz, Stroh, ja sogar ein Herz aus Glas fand der CT
heraus. Was soll da ausfällen? Salpeter? Schimmel?“
„Es
ist greasy
and red, Anna. Es ist kein
Salpeter und kein Rotschimmel. Du mußt doch davon gehört haben, es ging
durch die gesamte Presse.“
„Ich habe
nichts gehört, Ahmed. Ich habe mein Haus und den Garten auf Vordermann
gebracht. Hier hat ein paar Jahre keiner gewohnt, die letzte Saison war ich
in Luxor, es sah schlimm aus. Und gerade vorhin setzte ich mich nieder, um
meine angesammelten Zeitschriften durchzusehen, da kamst du.“
Sie stand
auf um nach der Illustrierten zu greifen, die eben ihr Interesse geweckt
hatte.
Da! Groß
auf dem Titelblatt sprang ihr die Statue entgegen. Bunt und schön, wie sie
sie in Erinnerung hatte; ihr langes, schwarzes Haar, das etwas herbe
Gesicht, die geöffneten Arme, das weiße Kleid, der schöne Schmuck.
Aber…
„Oh Gott,
was ist denn das?“ Anna glaubte nicht, was sie da sah – über die gesamte
Brust der Statue rann offensichtlich Blut! Darüber die reißerische
Überschrift:
Die
blutende Göttin! Die Rache der Revolution? ...